Autoritärer Führungsstil

Wodurch ist der Autoritäre Führungsstil gekennzeichnet?

Anweisungen, Aufgaben, Entscheidungen werden vom Vorgesetzten an die Untergebenen weitergegeben, ohne dass diese nach ihrer Meinung gefragt oder sie gar in die Entscheidungen mit einbezogen werden.

Bewusst ist hier von Untergebenen die Rede, denn der Autoritäre Führungsstil ist fest mit einer hierarchischen Struktur verbunden. „Ober sticht Unter“ könnte man im übertragenen Sinne sagen. Diskussionen mit den untergeordneten Ebenen sind weder vorgesehen noch erwünscht.

Die Führungskraft erwartet keinen Widerspruch oder Kritik. Der weisungsbefugte Vorgesetzte fordert die bedingungslose Umsetzung der angewiesenen Aufgaben.

Fehler werden als Fehlhandlung oder Ungehorsam gesehen und eher bestraft denn als Chance zur Verbesserung gesehen.

Wird der autoritäre Führungsstil in seiner „militärischen Form“ in Unternehmen umgesetzt, wird der Mitarbeiter als Erfüllungsobjekt und nicht als mitdenkendes und fühlendes menschliches Wesen gesehen.

Der Direktive Führungsstil

In der Praxis, in Unternehmen, findet man häufig eine eher abgeschwächte Form des autoritären Führungsstils, den wir als „Direktiven Führungsstil“ bezeichnen können. Es ist durchaus möglich, direktiv zu führen und dabei den Mitarbeiter als Mensch zu sehen und zu respektieren.

Direktiv bedeutet im hier gemeinten Sinne:

Die Führungskraft gibt direkte Anweisungen, die nicht diskutiert werden und die mit der Erwartung der direkten (also schnellen und unveränderten) Umsetzung verbunden sind.

Dennoch kann bei diesem Ansatz bei Fehlern oder dem Misslingen von Aufgaben in den Dialog mit dem Mitarbeiter gegangen werden. Es kann Ursachenforschung betrieben und ein Lernprozess eingeleitet werden.

Wird der Autoritäre Führungsstil in seiner „abgeschwächten Form“, als direktiver und doch menschenorientierter Führungsstil eingesetzt, hat er auch in der heutigen Zeit in Unternehmen durchaus seine Berechtigung, wie wir weiter unten sehen werden.

Wenn ich im weiteren Verlauf vom „Autoritären Führungsstil“ spreche und seine Möglichkeiten und Grenzen beleuchte, gehe ich von einem respektvollen direktiven Führungsstil aus. Die Achtung des Mitarbeiters als Mensch sollte meines Erachtens ein nicht diskutierbarer Wert bei der Führung von Menschen in Unternehmen sein.

Vorteile des Autoritären / Direktiven Führungsstils

Schnelligkeit

Ein nicht zu bestreitender Vorteil der autoritären, direktiven Führung, ist die Schnelligkeit. Es wird nicht lange diskutiert, sondern gehandelt. Das zeigt sich bei der Entscheidungsfindung, der Weitergabe von Anweisungen und bei der Umsetzung.

Deswegen wird Führungsverhalten in Krisensituationen meist ganz automatisch eher autoritär und direktiv. Wenn die Konsequenzen des Nichthandelns oder eines Zeitverzugs dramatisch sind, dann geht es um schnelle und wirksame Ergebnisse.

Ist sich die Führungskraft in so einem Moment sicher, den richtigen Weg zu kennen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, wird sie die „Ober sticht Unter“ Karte spielen und auf die Umsetzung ihrer Anweisungen beharren.

Klarheit und Transparenz

Da autoritäre Führungssysteme von einer klaren Hierarchie und klar abgesteckten Kompetenzen leben, sind sie leichter zu durchblicken und leichter zu kontrollieren, als Führungssysteme, die auf Kooperation und Mitbestimmung beruhen. Das kann durchaus Vorteile haben.

Wenn der Kapitän eines Hochseedampfers in Seenot gerät oder einem Eisberg ausweichen muss, macht es durchaus Sinn, wenn die Entscheidungs- und Kommunikationswege einfach und klar sind. Auch bei einfachen Tätigkeiten muss nicht immer diskutiert werden. Letztlich ist es oft gleich ob man nun links oder rechts um einen Baum geht. Man kann aber stundenlang darüber diskutieren.

Kurzfristig hohe Arbeitsleistung und Performance

Kurzfristig führt ein autoritär-direkter Führungsstil in der Regel zu schnellen Ergebnissen und einer hohen Arbeitsleistung. Vorausgesetzt die Führungskräfte sind kompetent und treffen effiziente und zielführende Entscheidungen.

Soll die hohe Performance durch direktive Anweisungen langfristig aufrechterhalten werden, kommt die Führungskraft jedoch nicht umhin, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen und für einen entsprechenden materiellen und immateriellen Ausgleich zu sorgen. Das heißt kurz gesagt: Angemessene Bezahlung und wertschätzende Behandlung.

Im anderen Falle können solche Systeme nur durch externe Zwänge aufrechterhalten werden. Wenn die Mitarbeiter keine Chance sehen, sich zu wehren oder das System zu verlassen, werden sie sich zwangsläufig beugen. Solche Systeme sind dann meist von Ungerechtigkeit und Ausbeutung geprägt und sollen hier weder weiter behandelt, noch empfohlen werden.

Nachteile des Autoritären / Direktiven Führungsstils

Niedriger Motivationsfaktor

Da autoritäre Führung schon vom Ansatz her nicht abholend oder integrierend für die Mitarbeiter ist, ist sie in der Regel auch nicht motivierend. Die Freiheit der eigenen Entscheidung oder der eigenen Einflussnahme ist quasi nicht vorhanden. Die sog. „Selbstwirksamkeit“, die aus der eigenen Entscheidung und Einflussnahme entsteht, ist aber ein entscheidender Faktor um motiviert und glücklich zu sein.

Da die Entscheidungen in der Regel schnell und alleine von der Führungskraft getroffen werden, besteht eine hohe Gefahr von Fehlentscheidungen. Es fehlen oft wichtige alternative Blickwinkel und der Weitblick für die Auswirkungen des eigenen Handelns.

Gefahr von Fehlentscheidungen

Hinzu kommen die Gefahren von Fehlern bei Überforderung, Überlastung, Überarbeitung oder falscher Selbsteinschätzung. Die Verantwortlichen und Vorgesetzten in autoritären Systemen sitzen häufig unter ihrer „Käseglocke“ und nehmen nicht wahr, was außerhalb passiert.

Ressourcen liegen brach

Die wertvollen Ressourcen der untergebenen Mitarbeiter liegen meist brach, werden nicht gesehen und nicht genutzt. Ich war z.B. als gelernter Informationselektroniker in einer Richtfunkeinheit beim Bund. Wir hatten Schwierigkeiten, weil unsere Bordbatterien ihre Ladung nicht gehalten haben. Mein Kollege und ich entdeckten den Fehler im Schaltplan. Doch anstatt Lob ernteten wir eine Rüge, weil wir uns mit Dingen beschäftigten, die uns nichts angingen. Der Fehler blieb bestehen. Wir waren frustriert.

Ohne den Vorgesetzten läuft nichts

Fällt die Führungskraft aus, kommen autoritär geführte Systeme schnell in Schwierigkeiten. Die Mitarbeiter sind ja nicht gewohnt, selbst mitzudenken und zu entscheiden. Oft ist die Stimmung angsterfüllt und es kommt zum Chaos oder zum Stillstand.

Begriffsklärung

Das Wort „Autoritär“ ist mehrdeutig, wobei heute eine negative kritische Hauptbedeutung überwiegt.

Gemäß DUDEN gibt es zwei Hauptbedeutungen:

  • totalitär, diktatorisch und unbedingten Gehorsam fordernd
  • „veraltend“ – auf Autorität beruhend, mit Autorität ausgestattet

Die zweite Bedeutung, die hier mit „veraltend“ gemeint ist, beschreibt wohl am ehesten das, was gemeinhin als „natürliche Autorität“ verstanden wird. In diesem Sinne gebraucht, hat „Autorität“ keinen negativen Touch. Es wird dann eher mit „Klarheit, mentaler Stärke und Weisheit“ in Zusammenhang gebracht. Mir fällt in diesem Zusammenhang spontan Mahatma Gandhi ein, der Millionen Menschen mit natürlicher Autorität geführt hat.

Wie gesagt, überwiegt im Wortgebrauch heute allerdings eine eher negative, kritische Hauptbedeutung, die mit der oben genannten ersten Wortbedeutung in Verbindung steht:

  • „totalitär, diktatorisch“ und „unbedingten Gehorsam fordernd“

Als synonyme Bedeutungen werden genannt: beengend, herrisch, willkürlich, bedingungslos, bevormundend, unterdrückend, absolutistisch, unmenschlich.

Es ist also angesagt, genau zu unterscheiden, ob die Wortbedeutung im Sinne einer (natürlichen) Autorität oder im Sinne von autoritärem Verhalten gemeint ist.

Die Hauptbedeutung unter 2) findet in unterschiedlicher Art Anwendung:

Unter einem autoritären Charakter oder einer autoritären Persönlichkeit werden menschliche Charaktere, verstanden, von einem ausgeprägten Überlegenheitsgefühl gekennzeichnet sind.

Bei der Verwendung in diesem Zusammenhang werden die so beschriebenen Menschen meist mit einem unangemessen ausgeübten Machtanspruch, Intoleranz und der Unterdrückung Schwächerer in Zusammenhang gebracht.

In der Politik ist von autoritären Regimen die Rede, welche demokratische – also aus dem Volk kommende – Meinungsbildungsprozesse und Mitgestaltungsansprüche einschränken und unterbinden.

Die Autoritäre- und Antiautoritäre Erziehung stehen sich in der Pädagogik als Extremformen gegenüber und sorgen für reichlich Diskussion und Gesprächsstoff.

Wenn wir also von „Autoritärer Führung“ im Kontext der Führung von Menschen in Unternehmen sprechen, sollten wir klar definieren, was wir damit meinen.

Hierarchische Führung

Manchmal wird der Autoritäre Führungsstil synonym auch als hierarchischer Führungsstil bezeichnet. Die Wortbedeutung „hierarchisch“ ist jedoch eine deutlich andere:

Hierarchisch im eigentlichen Wortsinn bedeutet: gestuft, gestaffelt, gegliedert.

In Unternehmen ist damit üblicherweise eine „top-down“ Hierarchie gemeint, in der die übergeordnete Ebene die Verantwortung und Weisungsbefugnis für die jeweils untere Ebene oder unteren Ebenen hat.

So betrachtet, beschreibt der Begriff „Hierarchie“ eher eine Ordnung, als ein „Verhalten“. Genau genommen ist also jeder Führungsstil ein hierarchischer, den Unternehmen sind nun einmal vom Grundsatz her hierarchisch aufgebaut, auch wenn das manche nicht hören wollen. Auch in der flachsten Hierarchie gibt es einen Chef, Inhaber oder eine Interessengemeinschaft, die das Unternehmen betreibt.

Vermutlich kommt die gebräuchliche Verbindung von Autoritärem und Hierarchischem Führungsstil daher, dass beim Autoritären Stil die Einhaltung der Hierarchie und die damit verbundenen Macht- und Einflussbefugnisse klar und zumeist kompromisslos eingefordert werden.

Als klassische Reinform des autoritären Führungsstils lässt sich die militärische Führung heranziehen. Militärische Führung ist gekennzeichnet von unbedingtem Gehorsam und kompromissloser Hierarchie.

Kann autoritäre Führung auch Spaß machen?

Das ist eine provokante Frage. Doch bei genauer Betrachtung haben viele von uns schon einmal das erhebende Gefühl erlebt, alleine oder gemeinsam im Team die Arme hochgekrempelt und etwas Außergewöhnliches erreicht zu haben – auch unter Anleitung autoritärer Führung.

Mir fällt hier gerade die Zeit ein, in der ich mit meiner Frau am „Technik Kurs“ unseres Tanzkreises teilgenommen habe. Unser sonst so charmanter Tanzlehrer, hatte in den Technik-Stunden stets die (nicht sichtbaren, aber wahrnehmbaren) „Feldwebelklappen“ auf der Schulter.

Es kann also durchaus Spaß machen, sich einer autoritären Führung unterzuordnen, um ein anspruchsvolles Ziel zu erreichen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine hohe Akzeptanz und ein hohes Vertrauen in die Führungskraft.

Auch in meiner kürzlich absolvierten Fallschirmspringerausbildung habe ich autoritären, fast militärischen Drill und autoritäre Führung erlebt. Das war nicht immer einfach und angenehm, aber erforderlich, um das anspruchsvolle Ziel der Springerlizenz zu erreichen.

In Firmen habe ich solche Situationen bei der Vorbereitung von Messen erlebt. Auch im Vertriebsteam bei der Anstrengung, ein hohes Vertriebsziel zu erreichen, um hinterher das als Belohnung ausgelobte Incentive zu genießen.

Nochmals anzumerken ist: Es handelte sich dabei immer um zeitlich begrenzte Projekte und um autoritäre Führung, die mich trotz aller Autorität als Menschen respektierte. Aus Situationen autoritärer Führung, in der ich mich als Mensch nicht respektiert fühlte, habe ich mich immer schnellstmöglich befreit.

Der einzige Bereich, der mir einfällt, in dem autoritäre Führung auch langfristig funktioniert, ist der Leistungssport. Die Bereitschaft, sich langfristig autoritär führen zu lassen, kommt hier von einer hohen Aufopferungsbereitschaft der Athleten, die nicht selten von der Hoffnung auf gute Bezahlung oder großen Ruhm lebt.

Bedeutung in der Praxis

Wird der autoritäre Führungsstil in seiner „militärischen Form“ in Unternehmen umgesetzt, wird der Mitarbeiter als Erfüllungsobjekt und nicht als mitdenkendes und fühlendes menschliches Wesen gesehen.

Diese Art der Mitarbeiterführung hat aus meiner persönlichen und aus unserer „e.a.s.i. Sicht“ in einer fortschrittlichen Unternehmenskultur keine Berechtigung, da sie Mitarbeiter nicht als gleichwertige Menschen betrachtet.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich intensiv mit der Wirkung und den Facetten der Führungsstile beschäftigt habe, galt für mich der kooperative Führungsstil als der all seligmachende Ansatz.

Nun ist mir klargeworden, warum einige der Führungskräfte aus unseren e.a.s.i. Trainings nur bedingt erfolgreich damit waren. Führungskräften, die beispielsweise die Verlader einer Spedition zu führen haben, kamen damit überhaupt nicht klar.

Die Arbeitssituation ist hier geprägt von Zeitdruck, Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden, einem geringen Bildungsniveau und einem hohen Anteil unerfahrener Mitarbeiter mit wenig Fachwissen. In unserer Sprache also einem geringen „Reifegrad“ der Mitarbeiter.

Doch auch diese Mitarbeiter wollen effektiv geführt werden und auch hier gibt es große Unterschiede darin, wie gut das gelingt. Bei einigen Führungskräften läuft es auffallend gut. Die Mitarbeiter machen einen hervorragenden Job und die Führungskräfte genießen höchstes Ansehen. Die Leute gehen mit ihren Vorgesetzten regelmäßig „durchs Feuer“.

Worin liegt das Geheimnis? Auffallend ist, dass diese Führungskräfte trotz eines sehr direktiven und teils autoritären Führungsstils eine sehr gute Verbindung zu ihren Mitarbeitern haben. Es ist die innere Haltung, mit der diese Führungskräfte ihren Mitarbeitern begegnen, die den Unterschied ausmacht.

Resümee

Wenn ich im Mitarbeiter vor mir den Menschen und nicht ein Objekt sehe, wird der Mensch in ihm das spüren und er wird sich wertgeschätzt fühlen. Die Mensch-zu-Mensch Ebene ist respektvoll und auf Augenhöhe. Ich kann gleichzeitig autoritär-direkt und doch wertschätzend und respektvoll sein.

Und genau hier sind wir wieder bei unserem e.a.s.i. Leadership Ansatz und dem Bergführer Modell. Auch ein Bergführer kann beim Aufziehen eines Gewitters direktiv und autoritär führen. Wenn er sich vorher den Respekt und das Vertrauen der Gruppe gesichert hat, wird sie sich im wahrsten Sinne des Wortes blind durch den dichtesten Nebel führen lassen.

Es ist also nicht so sehr der Führungsstil, sondern eher die menschenzentrierte und wertschätzende innere Haltung, die den langfristigen Erfolg von Führung ausmacht.

Ganz unabhängig davon, welcher Führungsstil im Moment das Mittel der Wahl ist.

Sie möchten einfach, dass es bei Ihnen “rund läuft”?

Sie benötigen Hilfe, damit Ihre Führungskräfte wirkungsvoller führen?

Sie wünschen sich, dass die Zusammenarbeit der Mitarbeiter besser wird?

Dann zögern Sie nicht. Schon Albert Einstein wusste:
Es ist Wahnsinn, dasselbe zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

Sie sind uns bis hier gefolgt! Das zeigt, dass sie Interesse haben.

Also nehmen Sie am besten jetzt gleich Kontakt mit uns auf. Wir beraten Sie professionell, freundlich und kompetent. Versprochen.

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